Cassia & Ky Bd. 2 - Die Flucht by Ally Condie

Cassia & Ky Bd. 2 - Die Flucht by Ally Condie

Autor:Ally Condie
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-10-401985-7
Herausgeber: Fischer E-Books


Endlich entdecke ich ein deutliches Zeichen, als der blaue Himmel über der Klamm sich blaurosa verfärbt und die Luft sich verändert.

Ich sehe meinen Namen: Cassia, eingeritzt in eine junge Pappel, die auf einem Stückchen Erde neben einem schmalen Wasserlauf wächst.

Der Baum wird nicht lange leben; schon wachsen seine Wurzeln zu flach, in dem Versuch, Nährstoffe aufzunehmen. Ky hat meinen Namen so vorsichtig in die Rinde geritzt, dass es fast so aussieht, als seien die Buchstaben Teil des Stamms.

»Siehst du das?«, frage ich Indie.

Nach einem Moment sagt sie: »Ja.«

Ich wusste es.

In der Nähe des Flusses finden wir eine kleine Niederlassung, und in einem Obstgarten mit verwachsenen Bäumen hängen goldene Äpfel tief an den Ästen. Als ich diese Äpfel sehe, erfasst mich der Wunsch, einige davon Ky mitzubringen, als Beweis dafür, dass ich ihm auf Schritt und Tritt gefolgt bin. Ich muss noch ein anderes Geschenk für ihn finden außer dem Gedicht – ich habe keine Zeit, es zu Ende zu bringen, mir die richtigen Worte einfallen zu lassen.

Dann blicke ich wieder auf den Boden in der Nähe der Pappel und entdecke Fußspuren, die tiefer in die Schlucht hineinführen. Vorher hatte ich sie gar nicht bemerkt, zu sehr waren sie mit den Abdrücken anderer Lebewesen vermischt, die zum Trinken hierhergekommen sind. Doch zwischen den Tatzen- und Pfotenspuren erkennt man deutlich Stiefelprofile.

Indie klettert über den Zaun in den Obstgarten.

»Komm!«, dränge ich. »Es gibt keinen Grund, hier Rast zu machen. Wir können erkennen, wo sie entlanggegangen sind. Wir haben Wasser und die Tabletten.«

»Die Tabletten werden uns kaum helfen«, erwidert Indie, pflückt einen Apfel ab und beißt hinein. »Wir sollten wenigstens ein paar von denen hier mitnehmen.«

»Natürlich helfen die Tabletten«, entgegne ich. »Ich habe eine genommen.«

Indie hört auf zu kauen. »Du hast eine genommen? Warum?«

»Ich habe eine genommen, weil sie zum Überleben genauso gut sind wie Nahrung«, erkläre ich.

Indie rennt auf mich zu und reicht mir einen Apfel. »Schnell! Iss!«, sagt sie kopfschüttelnd. »Wann hast du die Tablette genommen?«

»In der anderen Schlucht«, antworte ich, überrascht über ihr besorgtes Gesicht.

»Deswegen fühlst du dich krank!«, ruft Indie aus. »Du hast tatsächlich keine Ahnung, oder?«

»Wovon denn?«

»Dass die blauen Tabletten vergiftet sind.«

»So ein Quatsch!«, entgegne ich. Lächerlich! Xander würde mir niemals etwas Giftiges geben.

Indie presst die Lippen zu einem Strich zusammen und sagt: »Doch, die Tabletten sind schädlich, glaub mir. Nimm bitte keine mehr.« Sie öffnet meinen Rucksack und steckt einige Äpfel hinein. »Warum glaubst du zu wissen, wohin wir gehen sollen?«

»Ich weiß es einfach«, antworte ich und deute mit einer ungeduldigen Geste auf die Fußspuren. »Ich sortiere die Zeichen.«

Indie sieht mich an, unsicher, ob sie mir glauben kann oder nicht. Sie denkt, dass die Tablette mich krank gemacht hat und ich meinen Verstand verliere.

Dabei hat sie doch meinen Namen auf dem Baum gelesen und weiß, dass ich ihn nicht hineingeschnitzt habe.

»Ich glaube, du solltest dich ausruhen«, sagt sie noch ein letztes Mal.

»Ich kann nicht«, erwidere ich, und sie sieht mir an, dass das die Wahrheit ist.



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